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Tradition, Besinnlichkeit und die ersten Sommerboten

Auf dem Stiefelabsatz Italiens wird die Karwoche mit meditativen Prozessionen bei mediterranen Temperaturen gefeiert

Selten wird die Frömmigkeit der Apulier deutlicher sichtbar als in der Osterzeit. Lange Prozessionen mit gewaltigen Heiligen-Statuen, feierliche Gesänge in den Altstadtgassen, brennende Riesenfackeln, barfüßige, mit Kapuzen bedeckte Bruderschaften: Wer in der Karwoche auf den Stiefelabsatz Italiens reist, kann nicht nur das sommerlich anmutende Klima am Mittelmeer und intensive Blütenfarbenspiele genießen, sondern auch Zeuge eines tief verwurzelten Glaubens sowie liebevoll gehegter und eindrücklich gelebter Traditionen werden.

 

Am bekanntesten sind sicher die Riten der Karwoche – der „Settimana Santa“ – in Tarent. Die geschichtsträchtige Hafenstadt wurde im 16. Jahrhundert von den Spaniern regiert, deren Osterriten auf der Altstadtinsel bis heute lebendig geblieben sind. Ihr Beginn liegt alljährlich in der Versteigerung von Heiligen. Am Palmsonntag überbieten sich die in Tarent ansässigen Bruderschaften bei der Versteigerung der Madonna und der Heiligen.

 

Bis zu 35.000 Euro geben die Bruderschaften für das zweifelhafte Vergnügen aus, die schweren Statuen in die Kirche zu tragen. Am Gründonnerstag ziehen dann um 15 Uhr die „perdoni“ – barfüßige Ordensbrüder der Kirche del Carmine – mit einer weißen Kapuze und einer Dornenkrone paarweise durch die antiken Altstadtgassen. Zur Erinnerung an die Pilger, die sich nach Rom begaben, um dort ihre Sünden zu beichten, tragen die „perdoni“ einen Wanderstab bei sich.

 

Begleitet wird ihr neun Stunden und einen Kilometer langer Bittgang von den hölzernen Schlägen der „troccola“, denn Glocken sind in der Karwoche streng verboten. Punkt Mitternacht öffnet sich dann das alte Portal der Kirche San Domenica Maggiore, von wo aus die zweitägige Karfreitagsprozession der Addolorata startet. Unendlich langsam schiebt sich die Prozession zentimeterweise nach vorn.

 

Hast und Trubel sucht der Urlauber hier vergeblich. Als „Carmeli“ (Neuling) kann er sogar selbst an der Prozession mitwirken und so in eine uralte Form der Meditation eintauchen.

 

Besonders eindrucksvoll ist auch der Karfreitags-Ritus in San Marco in Lámis. Der Ort mit seinem schönen mittelalterlichen Stadtkern liegt auf dem Sporn des italienischen Stiefels inmitten der Provinz Foggia und präsentiert eines der stimmungsvollsten Osterfeste des Gargano: Die Prozession der Vergine Addolorata.

 

Der Marsch der Bruderschaften, die wie in Tarent zentnerschwere Heiligenfiguren durch die Straßen tragen, um das Leiden Christi am eigenen Leib zu erfahren, wird von brennenden Holzbündeln – den „fracchie“ – flankiert. Bis zur Kollegialkirche ziehen traditionell gekleidete Einwohner des Ortes dafür eigens gebaute halbkegelförmige Fackeln aus Holz und anderen brennbaren Materialien auf eisernen Karren durch die Stadt.

 

Hohe Flammen schießen aus den „fracchie“ und erhellen in einer Nacht voller tiefer Emotionen und Heiligkeit den Weg der Bruderschaften – ein einmaliges Osterschauspiel in Apulien.

 

Neben den Osterriten erwarten den Apulienurlauber in der Karwoche milde Temperaturen um 20 °C und eine traumhafte Landschaft, die wie die Prozessionen zu Ruhe und Meditation einlädt.

 

Einsame Buchten am türkis schimmernden Wasser, duftende Blütenmeere, sonnige Olivenhaine voll knorrig gewundener Bäume, schroffe Felsküsten, die sich ins schäumende Wasser stürzen, schattige Pinienwälder, in denen nur der Wind ein paar singende Laute von einer Baumkrone zur nächsten trägt – überall in Apulien kann man besinnliche Schauplätze dieser Art finden.

 

Denn der internationale Tourismus hat die sonnenverwöhnte Region zwischen Adria und Ionischem Meer, Orient und Okzident, noch nicht für sich entdeckt. Dabei laden 800 Kilometer Küste schon zu Ostern zum Tauchen, Segeln und Relaxen ein. Im Hinterland können sich Urlauber in liebevoll ausgestalteten Agriturismi verwöhnen lassen. Zum Beispiel in der Masseria Bosco, die aus einer im 19. Jahrhundert errichteten Gebäudegruppe und den einstigen Stallung aus dem 17. Jahrhundert erbaut wurde und zwischen weiten Olivenhainen nur acht Kilometer vom Meer und 40 Kilometer von Tarent entfernt liegt. Ein idealer Ort, um die Ruhe der Ostertage zu genießen und zu entspannen.


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