Usbekistan - Reise ins Herz Asiens
Entdecken der historischen Stätten längs der ehemaligen Seidenstraße
Samarkand, Buchara und Chiwa. Historische Städte in Usbekistan. Farbenprächtig und quicklebendig. Wo Sie noch tief in den Orient eintauchen können. Reisen in ein Märchen aus 1001-Nacht. Ein Stimmungsbild.
Usbekistan – das ist der Mythos von der Seidenstraße, der antiken Handelsroute zwischen Asien und Europa. Heute träumen die Menschen in Usbekistan, das seit 1991 ein unabhängiger Staat ist, von der Rückkehr zu ihrer einstigen historischen Bedeutung. Im Zusammenhang mit Usbekistan hört man oft den Begriff Turkestan (siehe auch: „Was ist Turkestan?“). Meine Reise führte mich zu den historischen Stätten Usbekistans. Ich habe sie mit dem Herzen erlebt. Und so berichte ich hier von dem, was sich in meiner Seele eingeprägt hat. Andere Reisende mögen vieles anders wahrnehmen; Usbekistan hat mein Gefühlsleben verändert und erweitert.
Prächtige Farben und Muster
Chiwa, Buchara und Samarkand sind die alten und bedeutenden Städte Turkestans. Welch wunderbarer Zauber liegt über ihnen! Hätte ich doch länger verweilen können, um in Ruhe dem stillen Weben von Sonne und Schatten auf mich wirken zu lassen! In der unendlichen Vielfalt und Pracht der blauen Mosaikmuster, der Minarette, Moscheen und Medresen. Die unbeschreibliche Schönheit der Orgie von Farben wirft ein kristallenes Licht. Es fügt sich Ultramarin zu Türkisblau, Marineblau zu Smaragdgrün, Lapislazuli zu Ocker. Dann verbinden sie sich, trennen sich und scheinen wie ein Gesang zum Himmel aufzusteigen. Jeder, der dort hinaufschaut, ist erfüllt mit dem beseelten Klang. Die Halbkugeln der Moscheen, die aussehen wie halbe Erdkugeln, sind so verführerisch und verlocken dazu, umarmt zu werden. Wer sie umarmt, ist erfüllt von dem unerhört glücklichen Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen.
Sagenumwobene Seidenstraße
Einst zogen Menschen aus aller Welt durch das alte Turkestan, Land der Türken, Land der Mitte. Auf der sagenumwobenen Seidenstraße reihten sich endlose Karawanenzüge aneinander und trieben in ihrer Blütezeit betriebsamen Austausch und Handel zwischen dem römischen Reich und der chinesischen Dynastie. Kriegerische Eroberungsfeldzüge von Alexander dem Großen, den Arabern einerseits und den Hunnen und Mongolen anderseits, nahmen hier ihren Lauf. Glanz und Zerstörung sowie wechselnde kulturelle und religiöse Einflüsse spiegeln sich in den Gesichtern der Menschen und im architektonischem Bild der Städte. Die Blütezeit erlebte Turkestan unter Timur (1336-1405), der sein Reich vom Ganges bis zum Mittelmeer ausdehnte.
Wunderbares Chiwa
Da liegt sie vor mir, Chiwa, diese wunderbare 2500 Jahre alte Stadt aus der usbekischen Feudalzeit. Erwartungsvoll steht eines der 12 Tore im mächtigen, lehmgebauten Festungswall offen. Womöglich das 12. Tor, das Tor, welches für die Seelen der Menschen steht, die darin wohnen. Dann würde die akkurat gepflasterte Museumsstadt wieder lebendig. Gerüche von schwitzenden Menschen, bunt bekleidet mit ihren beladenen Kamelen, Stimmengewirr und Klänge orientalischer Musik breiteten sich aus. Der trockene, aufgewühlte heiße Sand verwischte das Leid des größten Sklavenmarktes Turkestans. Doch jetzt bleibt nur noch zu schauen und zu staunen. Über die Silhouette des Palastes, die vielen islamischen Hochschulen, Moscheen und die Karawanserai. Und nicht zuletzt den Harem, der mit glasierten Kacheln und herrlichen Ornamenten reich verziert ist. Den Fuß einer fein gearbeiteten Holzsäule ziert ein Symbol, eine Swastika, eines der ältesten und weit verbreitetsten religiösen Zeichen der Welt. Die Übersetzung bedeutet: „So sei es“. Plötzlich füllt sich die Straße vor dem Mausoleum und eine Gruppe usbekischer Frauen lässt sich im Kreis auf dem Boden nieder. Sie sammeln sich zum Gebet. Mit klarem Klang beten sie singend Suren aus dem Koran. Gerade hier ist der Platz, wo Frauen für die Erfüllung ihrer Bitten und Wünsche beten können. Und das tun sie. Mit ernsthafter Aufrichtigkeit, Selbstverständlichkeit und einem nach innen gerichteten Strahlen auf ihren Gesichtern. Erstaunlich, wie diese Frauen trotz ca. 70-jähriger Sowjetherrschaft mit all den Repressalien sich heute so selbst- und traditionsbewusst zeigen. Vielleicht weil sie Usbekinnen sind, Herrinnen ihrer selbst.
Älteste Stadt Turkestans
Durch gleißenden Wüstensand geht es endlos weiter Richtung Osten. Mitten in der Wüste spiegelt sich am Horizont in der Sonne das ruhmvolle, von Gott gesegnete Buchara, die älteste Stadt Turkestans. Die außergewöhnliche Stadt ist eine Hochburg der islamischen Wissenschaften, der Erzählkunst, der Poetik, der Logik. Eine Oase der Handwerkskünste, Holzschnitzkunst, Seidenweberei, Messerschmiede, Teppichknüpfkunst. Hier entspringt die Quelle Hiobs, der mit einem Stab auf den Boden schlug und das durstgeplagte Volk mit einem sprudelnden Quell von seiner Qual erlöste. Einmalig auch das Samaniden-Mausoleum. Ähnliches oder Vergleichbares ist im islamischen Orient nicht mehr zu finden. Dieses Bauwerk ist Zeuge einer vorislamischen Zeit. Logisch, klar und exakt gebaut, dennoch transparent und unbeschwert. Umwandele es 3 Mal und deine Wünsche werden erfüllt! Wünsche bleiben genug. Zum Beispiel mehr aufnehmen zu wollen von der prickelnden Kraft und Spiritualität der Stadt. Länger noch den anmutig tanzenden Frauen, die ihren Körper leichtfüßig und schlangenartig zu orientalischer Musik bewegen, zuschauen zu dürfen. Oder einfach nur ruhig im Teehaus zu sitzen, Schaschlik (Fleischspieß), Mante (Teiggericht) oder Pilaw (Reisgericht) zu essen und beobachtend das bunte Volk an sich vorbeiziehen zu lassen.
Faszinierendes Samarkand
Wie weit lässt sich der Zauber noch steigern? Samarkand, „das glanzvollste Antlitz der Erde“, die in blau getauchte Stadt, hat schon immer Reisende in ihren Bann gezogen. Unter Timur und seinen Söhnen wurde Samarkand zur wichtigsten Kultur- und Handelsstadt in Mittelasien. Menschen aller Weltengegenden strömten hier zusammen. Der Registan (wörtl.: Sandplatz; zentraler, öffentlicher Platz), geprägt von drei mächtigen Medresen (muslimischen Hochschulen), gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die in arabisch eingearbeiteten Schriftzeichen auf der Sherdor Medrese fassen die Großartigkeit zusammen: „Der Architekt hat den Bogen dieses Portals so vollkommen erbaut, dass der ganze Himmel sich vor Staunen in den Finger beißt und einen neuen Mond zu sehen glaubt.“ Namhafte Wissenschaftler brachten die Medresen hervor. So auch Ulug Beg, der Enkel Timurs, Astronom und Astrologe, dessen Tafeln und Berechnungen von erstaunlicher Genauigkeit waren. Im Abendland fanden diese Berechnungen erst sehr viel später statt. Der Registan war zur Zeit der Sowjetunion, als Samarkand von 1925-1930 erste Hauptstadt der usbekischen sozialistischen Sowjetrepublik war, Schauplatz der vielen Hinrichtungen der Basmatschi, der Freiheitskämpfer gegen die sowjetischen Kolonialherren. Sie haben lange und vehement für die Freiheit ihres Volkes gekämpft.
Aufbruch in eine neue Zeit
Eigentlich müsste man länger verweilen, um alles verstehen zu können. Die Reise führt zurück nach Taschkent, die heute Hauptstadt der Usbeken ist. Hier spürt man am deutlichsten den Aufbruch der Usbeken in eine neue Zeit. Auf der Suche nach ihrer eigenen Identität wurden Marx- und Lenin-Denkmäler zu Fall gebracht, Plätze und Straßen umbenannt. Alte Helden, Philosophen, Denker und Dichter zeigen nun gen Himmel und erinnern an die eigene kulturelle Vergangenheit. Es ist schon eindrucksvoll, wie das usbekische Volk trotz vielfältiger massiver Einschneidungen in die kulturelle Identität seine eigenen Werte so bewusst aufrechterhalten konnte. Der Reisende spürt es überall: Es ist ein warmherziges, beseeltes Volk, und sie sind Usbeken, Herren ihrer selbst.
Reiches Land
Die Staaten Turkestans gehören zu den reichsten Rohstoffländern der Erde. Sie sind reich an Kohle, Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Kupfer, Uran, Phosphor und Gold. Es ist ein Land der Baumwolle, der Seide und des fruchtbaren Bodens. Und die Idee der Belebung einer neuen Seidenstraße zur Schaffung eines neuen euro-asiatischen Korridors ist wieder in aller Munde. Die Geschichte der letzten Jahrzehnte hat den Völkern viel Leid gebracht. Verständlich, dass dort jetzt auf dem Weg zur Selbstfindung zwischen Tradition und Moderne ein großes Konfliktpotenzial brodelt. Es bleibt zu hoffen, dass die neuen politischen Wege im Sinne einer friedlichen, gegenseitigen Bereicherung der Völker verlaufen. Ob organisiert oder individuell: Usbekistan ist ein Reiseland mit Herz. Denn es ist Teil der orientalischen Welt: Alles ist langsamer und ruhiger. Die Menschen ruhen in sich und strahlen die menschliche Wärme aus, die wir hier bei uns so oft vermissen. Am Ende meiner Reise war mein „Gefühlstank“ wieder voll und mein Herz sagt mir: Usbekistan möchte ich immer und immer wieder genießen.
Dilbar Hayit
Was ist Turkestan?
Die Bezeichnung Turkestan stammt von Türk-i-stan, nach dem Wort „Türk“ mit dem persischen Suffix „i-stan“, und das bedeutet „Das Land der Türken“. Die gegenwärtige Schreibweise Turkestan stammt aus der englischen Transkription und hat sich so in der Literatur durchgesetzt.
Geographisch: Turkestan wurde in der Geschichte unter zwei geographischen Einteilungen bekannt. Der Teil Turkestans, der sich östlich des Tienschan-Gebirges befindet, wurde als Ost-Turkestan bekannt. Die Gebiete westlich des Tienschan-Gebirges, westlich des Altay-Gebirges, südlich der Flüsse Wolga und Ural, östlich des Kaspischen Meeres und entlang des Armu-Darya-Raumes (klassisches Transoxanien) bis zum Pamir-Gebirge wurden als West-Turkestan bezeichnet, das allmählich in der Geographie einfach unter dem Namen Turkestan aufgezeichnet wurde.
Historisch: Der geographische Begriff Turkestan ist, wie die Geschichte des Landes selbst, sehr alt. Bereits die Skythen (7. Jahrhundert vor und 2. Jahrhundert nach Chr.) verwendeten das Wort „Turkestanak“ für die türkischen Bewohner Mittelasiens.
Politisch: Politisch ist Turkestan gegenwärtig wie folgt aufgeteilt: West-Turkestan (ehemals Sowjetunion) besteht aus den mittlerweile unabhängigen Republiken Turkmenistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan und Usbekistan.
Ost-Turkestan gehört zu China und ist im Westen unter der Bezeichnung „Sinkiang“ bekannt.
Praktische Infos zu Usbekistan
Land und Leute
Usbekistan ist eine der fünf ehemaligen mittelasiatischen Sowjetrepubliken, das frühere Turkestan – die Wiege der Turkvölker. Usbekistan grenzt im Norden an Kasachstan, im Westen und Südwesten an Turkmenistan, im Süden an Afghanistan und im Nordosten an Kirgisistan. Die Fläche des Landes beträgt 447.400 qkm. Von Osten nach Westen erstreckt sich das Land fast über1500 km und von Norden nach Süden 930 km. In Usbekistan leben ca. 23 Millionen Menschen. Ein Drittel lebt in Städten. Die Großfamilie spielt in der usbekischen Gesellschaft eine wichtige Rolle. Usbekistan ist überwiegend islamisch (Sunniten).
Anreise und Einreise
Es gibt mehrmals wöchentlich Direktflüge von Frankfurt nach Taschkent mit Lufthansa und Uzbekistan Airways. Die Flugzeit beträgt ca. 6 Stunden. Für die Einreise ist ein Visum erforderlich, das man in der Usbekischen Botschaft (siehe unten) erhält. Ein Visum für einen Aufenthalt bis zu 15 Tagen kostet 50 US$. Tipp: Visum frühzeitig beantragen; eine Express-Ausstellung ist doppelt so teuer. Uzbekistan Airways Deutschland, Kaiserstr. 7, 60311 Frankfurt, Tel. 069/13376167, Fax 069/13376169
Diplomatische Vertretung
Botschaft der Republik Usbekistan
Mauerstr. 83-84
10117 Berlin
Tel. 030/22 67 99 64/5, Fax 030/22 67 99 63
Generalkonsulat in Frankfurt
Jahnstraße 15
60318 Frankfurt/M
Tel 069/740554, 069/740569, Fax 069/740541
Deutsche Botschaft in Usbekistan
Scharaf-Raschidow-Kutschasi 15
100017 Taschkent/Usbekistan
Tel. +998 78 120 84 40, Fax +998 78 120 66 93, +998 78 120 84 50, +998 78 120 84 85
Gesundheit
Es sind keine Impfungen vorgeschrieben, aber es empfiehlt sich, bestehende Schutzimpfungen vor Reiseantritt überprüfen und auch eine Impfung gegen Hepatitis A vornehmen zu lassen. Auch ist man richtig beraten, eine gut ausgestattetet Reiseapotheke mitzunehmen. Auf jeden Fall zu empfehlen ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung mit Rücktransport.
Klima und Reisezeit
Das Klima ist als kontinental zu bezeichnen. Im Januar liegen die Temperaturen im Schnitt bei -2 °C, im Juli bei 26 °C. Im Frühjahr ist es tagsüber – außer in den Bergen – zwischen 20 und 30 °C warm. Als beste Reisezeiten gelten Frühjahr und Frühsommer (April und Mai) sowie der Herbst (September und Oktober). Usbekistan ist unserer Zeit im Sommer drei, im Winter vier Stunden voraus.
Kleidung
Für die Sommermonate empfiehlt sich die Mitnahme von leichter Baumwollkleidung. Einen Hut sowie eine gute Sonnenbrille sind bei der intensiven Sonneneinstrahlung unumgänglich. Festes Schuhwerk gehört auch in der warmen Jahreszeit ins Reisegepäck. Im Winter kann es sehr eisig werden. Auch wenn in Usbekistan die Kleiderordnung nicht so streng geregelt wird, so ist doch auf passende Bekleidung an religiösen Orten zu achten. Schultern und Beine müssen auf jeden Fall bedeckt sein.
Telefon
Vorwahl von Deutschland: 00998, Vorwahl nach Deutschland: 81049.
Geld
Die Währung ist der usbekische Som (UZS). Kreditkarten werden nur in sehr wenigen Geschäften akzeptiert, Travellerschecks können mit viel Glück lediglich bei den großen Banken in Taschkent eingewechselt werden. Deshalb empfiehlt sich die Mitnahme von ausreichend US$ – bar und in kleinen Noten.
Sprache
Die Amtssprache ist Usbekisch. Die meisten Menschen verstehen Russisch. Viele Leute sprechen auch Englisch.
Internet-Adressen
https://www.uzbekistan.de (Botschaft)
https://www.advantour.com/uzbekistan
https://taschkent.diplo.de/uz-de (Botschaft in Usbekistan)
Reiseführer-Tipp
„Usbekistan entdecken“, Auf der Seidenstraße nach Samarkand, Buchara und Chiwa, 300 Seiten, Farbfotos, Karten, ISBN 978-3897943902, 18,95 EUR, Trescher Verlag, Berlin. Sehr kompetent geschrieben.
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Usbekistan – Entdeckungsreise entlang der Seidenstraße, 400 Seiten, Farbfotos, Karten, ISBN 978-3897943902 , 24,99 EUR, DuMont Verlag, Berlin. Umfangreiches Reise-Handbuch.
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Literaturtipp: Mein Usbekistan - Eine persönliche Reisebegleitung
Marga Kreckel hat ein regelrechtes „Reise-Begeisterungs-Buch“ geschrieben. Moscheen, Medresen und Mausoleen, Kuppeln, Minarette und Portale: Der Zauber, der von Usbekistan und seiner glanzvollen Architektur in Blau, Türkis und Gold ausgeht, von seinen Mythen, Sagen und Festen, ist geradezu mit Händen greifbar. Sehr persönliche Berichte und sachliche Beschreibungen wechseln einander ab. Reich bebildert und mit über 200 Abbildungen versehen, versteht es die Autorin, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Entstanden ist ein besonderes Buch, das Lust macht, das gastfreundliche Land der Usbeken einmal kennen zu lernen.
Urteil der fernweh.de-Redaktion: Sehr empfehlenswert
Bildband: Mein Usbekistan
Mitteldeutscher Verlag
Autorin: Marga Kreckel
Extras: Persönliche Aufzeichnungen und über 120 Abbildungen
ISBN: 978-3898125499
Preis: 24,95 Euro