Luxemburg-Stadt
Keine Chance für Einkaufsmuffel
In der Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg verlocken die Läden internationaler Marken zum Geldausgeben. Tür an Tür mit den lokalen Produzenten, die uns bei einem Bummel durch die Straßen der Oberstadt nicht zuletzt mit Mode und jeder Menge Kulinarik verführen.
Das Schwarz der Stiefelsohlen hat sich längst in den Asphalt gefressen und eine dunkle Laufspur vor dem prächtigen Renaissancebau in der Rue du Marché-aux-Herbes hinterlassen. Hin und her, immer auf denselben Metern, marschieren die Wachen des Großherzogs in strammer Haltung, das Gewehr geschultert, vor der Stadtresidenz ihres Chefs. Einem für einen Monarchen vergleichsweise bescheidenen, aber durchaus attraktiven Amtssitz, der ohne Abschirmungen oder Zäune auskommt. Und das mitten im altstädtischen Treiben von Luxemburgs Hauptstadt, die den gleichen Namen trägt wie das kleine Land in Europas Mitte.
Vor dem Palast mit seinen Balkonen, Erkern und Türmchen stehen eigentlich immer Touristen mit Kamera oder Handy, um ein Foto von der Wachablösung zu schießen. Oder sie sitzen, im Sommer jedenfalls, gleich gegenüber vor der Hausnummer 20 an rosa Tischen und beobachten das Spektakel ganz kommod bei Kaffee und Tee. Im Rücken die ein wenig kitschig mit Blütenranken dekorierte Fassade des Chocolate House, unverkennbar an den goldenen Lettern über der Tür. Im Innern des Hauses hat Nathalie Bonn einen wahr gewordenen Traum für Schokoliebhaber geschaffen. In Vitrinen und Regalen präsentieren sich ihre Leckereien im sparsamen Licht: hausgemachte Torten und Kuchen zum Gleichessen oder Mitnehmen, Trüffel und Pralinen, dazu Schokoladen in zig Formen und Geschmäckern.
So wie die bekannte Schokoladenmanufaktur von Madame Bonn fügen sich auch viele andere Cafés und Restaurants in das gesellige Bild der Oberstadt, die einen Teil der UNESCO-geadelten Altstadt bildet. Ein zweiter ist die Unterstadt, die sich in der dörflichen Idylle ihrer Ortsteile Grund, Pfaffenthal und Clausen tief unten am Fuß einer spektakulären Schlucht ausbreitet. Dort, wo sich der Flusslauf der Alzette über Tausende Jahre beharrlich in die Landschaft gemeißelt hat.
Mal städtisch, mal ländlich. Luxemburgs „Hang“ zu Kontrasten gibt sich vielfältig: Die Kapitale des Großherzogtums ist alt und neu zugleich, ist klein an Fläche und groß als internationaler Finanzplatz und Machtzentrum der EU. Wer der Kultur wegen die weltoffene Stadt besucht, wird allein in der oberen Altstadt auf einen reichen Schatz an Sehenswertem treffen, der sich mit der Kathedrale aus dem 17. Jahrhundert oder der Festungsanlage der Bockkasematten längst noch nicht erschöpft. Auch wäre es zu schade, würde man die weit profaneren Angebote Luxemburgs gänzlich ignorieren. Schließlich ist das „Centre“ rund um die Place d’Armes und die Place Guillaume II., wo Häuser unterschiedlichen Alters die Gassen säumen, ein Paradies für Shoppingfreunde.
Hier existieren internationale Marken und lokale Produzenten im friedlichen Miteinander, und es scheint ganz normal, dass die lëtzebuerger Bauern auf dem Markt am Hamilius-Platz ihr Gemüse in direkter Nachbarschaft zum modernen Konsumtempel der Galeries Lafayette anbieten. Luxuslabel wie Chanel und Gucci machen sich in der Rue Philippe II. Konkurrenz und unterstreichen Luxemburgs Image als Stadt von Welt. Aber auch Vieles „made in Luxembourg“ findet potente Käufer. Wie die edlen Schals bei Vol(t)age oder der handgemachte Schmuck von Patrice Parisotto Design.
Eine besondere Adresse, wie es sie nur noch selten gibt, entdecken wir mit Modes Nita in der Rue Louvigny. Im Hutladen von Marco Laux findet sich in Sachen Kopfbedeckung alles, was das Herz begehrt: Hüte und Mützen in vielen Formen und Größen. Aus Stroh, Stoff, Leder, Filz. Mit kleiner oder breiter Krempe. Gemustert und uni. Gehäkelt und gewebt. Etliches davon – Einfaches wie Aufwändiges, Elegantes wie Verrücktes – hat Marcos Partnerin, die Modistin Sandy Kahlich, selbst gefertigt, mit Leidenschaft und Können, im bunten Durcheinander des Ateliers eine Treppe höher.
Neben Mode und Schmuck sind Luxemburgs berühmte Pâtisserien jede Sünde wert. So wie im Maison Kaempff-Kohler, das in der Rue du Curé gleich drei Läden unterhält, in denen die Verführungskünste der Konditormeister das große Angebot an Käse, Feinkost, Wein und Schmackhaftem „to go“ ergänzen, setzen auch bei Hoflieferant Oberweis zwei Brüder die Familientradition fort. Wofür heute 80 Konditoren, Bäcker und Chocolatiers all die Köstlichkeiten kreieren, die sich unter anderem im Geschäftssitz der Grand Rue Nr. 16 in Schachteln, Tüten und Vitrinen überbieten: Torten und Törtchen, Pralinen, Gebäck und Macarons. Bei deren Anblick sich jeder Gedanke an überflüssige Kalorien verbietet.
Zu guter Letzt geht’s für uns noch in die Wassergass’, wo Léa Linster eine Delikatessenboutique betreibt. Tür an Tür mit dem Luxembourg House, das ein geschmackvolles Sortiment heimischer Souvenirs führt, gilt in dem kleinen Laden die Devise: Weniger ist mehr. „Wir machen nur das, was wir wirklich gut können“, sagt die Starköchin. Und so gibt es hier außer den Marmeladen einer Elsässer Konditorin und dem Crémant vom eigenen Weinberg ausschließlich jenes muschelartige französische Gebäck, das schon Marcel Proust in seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ verewigte: Madeleines. „Niemand macht so gute wie wir“, so Linster selbstbewusst, die mit nur fünf Zutaten etwas Außergewöhnliches zaubert. Kein Wunder, dass einem beim Kosten des ofenfrischen krossen Klassikers, zu dem es noch eine glutenfreie schokoladige Variante gibt, ein Satz der Köchin im Ohr hängen bleibt: „Genuss ist alles!“
Text/Fotos: Sabine Mattern
Informationen
Unterwegs in der Stadt
Gut zu wissen: Der ÖPNV ist in ganz Luxemburg kostenlos.
Unterkunft
Je nach Geschmack und Anspruch findet man zahlreiche Hotels und andere Unterkünfte in der Hauptstadt und im Rest des Landes unter www.visitluxembourg.com/de
Ein Beispiel: „MamaShelter“, poppig-moderne Hoteladresse im Viertel Kirchberg, mit 145 Zimmern, Restaurant und Bar, gute Straßenbahnanbindung in die Innenstadt. www.mamashelter.com
Essen und Trinken
Das Restaurant Um Dierfgen in der Côte d’Eich serviert deftige Spezialitäten aus der luxemburgischen Küche wie Mehlknödel mit Speck. www.umdierfgen.lu/de
Bei Kaempff-Kohler unbedingt probieren: die Riesling-Paté, eine „Erfindung“ des Großvaters, und traditionellen Flammkuchen mit einem Glas Luxemburger Crémant von der Mosel. www.kaempff-kohler.lu
Weitere Informationen
www.visitluxembourg.com/de