Durchfall, Sonnenbrand und Mückenstiche – allseits bekannte Unannehmlichkeiten, die das Urlaubsvergnügen meist nicht lange trüben können – zum Glück gibt es wirksame Gegenmittel. Einer aktuellen Untersuchung zufolge droht im Urlaub eine weitere Gefahr: an einer Lungenentzündung zu erkranken, die auf gängige Antibiotika nicht anspricht. Die Ursache: Resistente Pneumokokken-Bakterien.
In beliebten Urlaubsländern wie Spanien oder Frankreich sind rund 30 Prozent der Erreger gegen Penicillin unempfindlich. Doch nicht nur in den heißen Mittelmeerstaaten sind die Keime weitverbreitet. Auch im kühlen Skandinavien breiten sich die widerstandsfähigen Bakterien rasant aus. Einer Erkrankung kann durch eine Pneumokokken-Impfung wirksam vorgebeugt werden.
Pneumokokken-Bakterien sind weltweit verbreitete Erreger, die bei jedem zweiten Menschen die Schleimhäute des oberen Nasen-Rachen-Raumes besiedeln. Im Normalfall sind sie ungefährlich, da das Immunsystem des Menschen in der Regel gut damit fertig wird. Gibt es jedoch Schwächen in der menschlichen Abwehr, beispielsweise durch Alter oder eine chronische Erkrankung wie Asthma oder Diabetes, schlagen die Bakterien zu. Sie verbreiten sich im Organismus und können zu einer Vielzahl schwerer Erkrankungen wie z. B. Lungenentzündung führen. Diese sind nur mit Antibiotika behandelbar. Übermäßiger Einsatz oder zu kurze Einnahme der Arzneimittel durch die Erkrankten können jedoch dazu führen, dass die Erreger gegen das Antibiotikum unempfindlich werden.
Spanien und Italien, im Jahr 2006 Urlaubsziel von insgesamt mehr als 9 Millionen Bundesbürgern, berichten über hohe Antibiotika-Resistenzraten der dort verbreiteten verschiedenen Bakterien-Stämme. Doch vor allem in Frankreich verlieren die gängigen Antibiotika zunehmend ihre Wirkkraft, da über ein Viertel der Erreger dort sogar schon gegen mehrere Antibiotika resistent ist. Auch in Skandinavien sind Antibiotika-unempfindliche Erreger auf dem Vormarsch Doch nicht nur südeuropäische Länder haben mit den widerstandsfähigen Erregern zu kämpfen. Auch in einigen Länder Nordeuropas wie Finnland und Schweden sind Antibiotika-unempfindliche Pneumokokken auf dem Vormarsch. Innerhalb von nur sieben Jahren hat sich die Zahl der resistenten Erreger in Finnland vervierfacht – damit hat das nordeuropäische Industrieland noch vor der Türkei die höchsten Steigerungsraten. In Deutschland ist die Situation vergleichsweise günstig. Doch auch hierzulande führen Pneumokokken-Erkrankungen zu rund 12.000 Todesfällen im Jahr. Der Grund: Selbst wenn die Erreger grundsätzlich auf eine Antibiotikatherapie ansprechen, verlaufen
Pneumokokken-Erkrankungen häufig so rasant, dass jede Behandlung zu spät kommt. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin auch hierzulande eine Pneumokokken-Impfung für Risikogruppen: Dazu zählen neben Menschen über 60 Jahren vor allem Diabetiker, Asthmatiker und Personen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung. Der Impfstoff gegen Pneumokokken ist sehr gut verträglich, die Kosten werden für die genannten Personengruppen von den Krankenkassen übernommen. Eine Praxisgebühr fällt nicht an.




