Mit den ersten Sonnenstrahlen schlagen die Wellen an dem weißen Schiff aus Stein höher. Die Fischer klettern in ihre alten, mit bunter Farbe geflickten Kutter und fahren auf das Ionische Meer, um wenige Stunden später die frische Frucht des Meeres in Gallípolli abzuladen. Die kleine italienische Hafenstadt erhielt ihren Namen schon vor 2.500 Jahren. Kalé polis nannten sie die Griechen: Die schöne Stadt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Denn auf der flachen Kalkinsel im Ionischen Meer konnte die città vecchia ihren jahrhundertealten Charme behalten. Die städtische Peripherie wurde aufs Festland verlegt, von dem das weiße Steinschiff Gallípoli nur über eine Bogenbrücke zu erreichen ist. Neben den alten, geschichtsträchtigen Steinen, die sich zu byzantinischen Kastellen, barocken Kathedralen und klassizistischen Theaterbauten türmen, gibt es in Gallípoli und dessen Umgebung aber vor allem eins: Sand, sehr viel Sand.
Badespaß auf Stiefeln
Im Norden der ehemals kosmopolitischen Hafenstadt liegt der Lido Conchiglie, ein schöner Sandstrand mit Muscheln. Südlich von Gallípoli erstrecken sich über mehrere Kilometer weich geschwungene Dünenstrände. Am Capo di Santa Maria di Léuca, dem finibus terrae der Antike, werden sie von einer atemberaubend schönen Steilküste abgelöst. Und weil Lecce als südlichste Provinz Apuliens auf einer sonnenverwöhnten Halbinsel zwischen der Adria und dem Ionischen Meer ruht, kann auf der anderen Seite des Stiefelabsatzes gleich weiter gebadet, getaucht, gesurft und relaxt werden – selbst im Spätsommer. Die Küsten rund um die alte Hafenstadt Otranto auf dem östlichsten Landvorsprung Italiens zählen zu den spektakulärsten des Salento und wurden zudem von der italienischen Umweltorganisation Legambiente mit Bestnoten für die Wasserqualität ausgezeichnet. An der Baio die Turchi erwartet die Urlauber Karibikfeeling pur: Felsvorsprünge und feinsandige Buchten wechseln sich ab und ein Lido mit Palmschirmen lädt zu romantischen Strandtagen ein. Weht der Schirokko, dann leuchtet das Meer in einem geheimnisvollen Türkis. Wenn die Sicht klar ist und den Blick auf die Küsten von Dalmatien, Albanien und Griechenland freigibt, rückt der Orient zum Greifen nah. Wem ein reiner Badeurlaub zu wenig ist, der kann in den Hafenstädten Gallípoli und Otranto oder in der Provinzmetropole Lecce auf den Spuren der antiken Ursprünge wandeln und einen Streifzug durch die abenteuerliche Geschichte Apuliens antreten. So erzählen die dicken Festungsmauern Otrantos von der traumatischen Eroberung durch die Türken im 15. Jahrhundert und der Mosaikfußboden der Kathedrale S. Maria Annunziata entführt Besucher in einen fantastischen Bilderkosmos mythologischer Gestalten, der im 12. Jahrhundert auf 800 Quadratmetern angelegt wurde und heute der größte seiner Art in ganz Europa ist.
300 Sonnentage im Jahr
Flach und küstenreich. So könnte die geographische Kurzformel für die Provinz Lecce lauten. Erst, wer den Stiefel anzieht und auf seinem Absatz spazieren geht, wird feststellen, dass sich Apuliens südlichste Provinz in keine Formel stecken lässt. Der Spätsommer bietet dazu eine gute Gelegenheit. In Otranto zahlt man zu dieser Jahreszeit für ein Appartement im Alimini Village für zwei Personen 700 Euro pro Woche. Das luxuriöse Vier-Sterne-Hotel Costa Brada in Gallípoli bietet ab Ende August das Doppelzimmer mit Halbpension für 160 Euro pro Nacht und Person an.




